Zwei Tage durften die Profis der Frankfurter Eintracht nach dem zehntägigen Trainingslagers in Österreich durchschnaufen, heute Nachmittag (15 Uhr) beginnt in der Heimat der Endspurt der Vorbereitung. Das letzte Testspiel vor dem Pokalauftakt in Augsburg gegen den FV Illertissen am 4.August findet am Samstag (17 Uhr) in Differdingen gegen die Nationalmannschaft Luxemburgs statt. Mit einer Ausnahme hat Trainer Armin Veh sein Aufgebot nun komplett: Auf den erhofften Neuzugang Vaclav Kadlec, der gestern mit Sparta Prag in der Qualifikation zur Europa League an dem schwedischen Club BK Häcken scheiterte, muss er zwar weiter warten. Der sechste Neue aber, Marvin Bakalorz, wird heute zum ersten Mal im Kreise der Mannschaft trainieren.
Der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt von Borussia Dortmund, hat einen Zweijahresvertrag bei der Eintracht unterschrieben und soll angeblich rund 100 000 Euro Ablöse kosten. Offizielle Angaben dazu hat die Eintracht verweigert. Er will versuchen, in die Fußstapfen seines Vaters Dirk Bakalorz zu treten, der von 1988 bis 1990 für die Eintracht gespielt hat. Bei 26 Bundesligaspielen hat Bakalorz senior für die Eintracht auf dem Platz gestanden, in einer Mannschaft unter anderen mit Uli Stein, Manni Binz und Jörn Anderson. Trainer war damals Jörg Berger. Nun also der in Offenbach geborene Marvin, der auch in der Jugend der TGS Jügesheim gespielt hat, unter Veh. "Er ist ein guter Junge, die richtige Ergänzung", sagt Bruno Hübner über den Neuen.
Die spielerischen Unterschiede zwischen Vater und Sohn sind freilich gravierend. Dirk Bakalorz trug damals nicht nur die Nummer "10" auf dem Trikot, er interpretierte seine Rolle durchaus auch als Spielmacher. Er war ein Techniker mit gutem Abschluss. Sohn Marvin kriegt in Frankfurt die Nummer "19" und hat seine Qualitäten auf ganz anderem Gebiet. In der vergangenen Saison hat er es in der Dritten Liga auf die erstaunliche Zahl von 13 Gelben und einer Roten Karte gebracht. "Er geht schon zur Sache", sagt Hübner, dessen eigener Sohn Florian mit Bakalorz in einem Team gestanden hat.
Der Sportchef hat also allerbesten Informationen aus erster Hand. Bei der Borussia hatte Bakalorz durchaus einen hohen Stellenwert, er sollte Kapitän der neuen U 23 werden, er hat regelmäßig am Training der Profis unter Jürgen Klopp und zuletzt auch an deren Trainingslager teilgenommen. Bei der riesigen Konkurrenz beim Champions-League-Finalisten hat er aber dennoch kaum sportliche Perspektiven gesehen und deshalb nicht lange gezögert, das unverhoffte Angebot aus Frankfurt anzunehmen.
Bei der Eintracht rückt er für den verletzten Marc Stendera ins Aufgebot, der nach einem Kreuzbandriss in diesem Jahr sicher nicht mehr Fußball spielen kann. Der 1,80 Meter große Bakalorz, der von 2008 bis 2010 34 Spiele für Preußen Münster und von 2010 bis 2013 84 Spiele für den BVB absolviert hat, muss sich in Frankfurt in die zweite Reihe einordnen, ähnlich wie die Torhüter Felix Wiedwald und Aykut Özer, Abwehrspieler Marc-Oliver Kempf oder Angreifer Luca Waldschmidt.
"Marvin soll den anderen Druck machen", sagt Hübner. Die Konkurrenz im Mittelfeld ist bei der Eintracht fast so groß wie in Dortmund. Pirmin Schwegler, Sebastian Rode, Johannes Flum und seit dem letzten Trainingslager auch Martin Lanig stehen in der sportlichen Hierarchie sicher vor dem Neuen. Das Aufgebot mit bislang nur 21 Feldspielern ist dagegen übersichtlich und kann auch den Talenten zu Einsatzchancen verhelfen.