In den vergangenen fünf Jahren gab es vor dem Saisonstart der Zweiten Fußball-Bundesliga bei Wettquoten und Prognosen vermeintlicher Experten immer eine feste Größe: den FSV Frankfurt. Vor allem bei den Buchmachern, aber auch bei vielen Konkurrenten gehörten die Bornheimer nämlich immer zum Kreis jener Mannschaften, die in den Kampf gegen den Abstieg verwickelt werden.
Vor der neuen Spielzeit, die gestern Abend eröffnet wurde, hat sich das gravierend geändert. Die beste Saison der Vereinsgeschichte, die den FSV Frankfurt mit 54 Punkten und seiner attraktiven Spielweise am Ende auf den vierten Platz führte, hat offensichtlich Eindruck hinterlassen. Der Stadtteilclub wird nicht mehr als Abstiegskandidat gehandelt, die meisten trauen ihm einen Platz im gesicherten Mittelfeld zu. "Wir haben bewiesen, dass wir in der Zweiten Liga sehr gut zurecht kommen. Dieses Selbstbewusstsein wollen wir mitnehmen in die neue Saison. Nicht als Ruhekissen, sondern als Basis, um weiter zu machen und um besser zu werden", fordert FSV-Cheftrainer Benno Möhlmann vor dem Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den Karlsruher SC sogar eine Steigerung. Obwohl der erfahrene Fußball-Lehrer natürlich weiß, das die in der Vorsaison aufgestellte Bestmarke kaum zu knacken sein dürfte. Dafür wiegen die Abgänge der Leistungsträger John Verhoek, Marcel Gaus und Yannick Stark zu schwer, außerdem hat der FSV mit Tim Heubach, Zafer Yelen und Mathew Leckie drei wichtige Spieler, die aufgrund ihrer Verletzungen derzeit nicht am Trainingsbetrieb teilnehmen können. "Die personelle Situation ist nicht zu ändern", geht Möhlmann mit der Verletztenmisere gewohnt entspannt um, zumal sein verkleinerter Kader immer noch eine hohe Qualität besitzt. "Ich merke, dass wir inzwischen ernst genommen werden. Aber das ist auch eine Gefahr. Die Zweite Liga ist unberechenbar, man darf sich nie zu sicher fühlen", warnt Möhlmann davor, die kommenden 34 Punktspiele auf die leichte Schulter zu nehmen. Zumal schon der erste Gegner ein echter Härtetest werden dürfte. "Für uns beginnt die Saison mit einer sportlich sehr anspruchsvollen Aufgabe. Der KSC hat nach einem Jahr Abstinenz den Wiederaufstieg sehr souverän geschafft und eine eingespielte Mannschaft, die demonstrieren will, dass sie in diese Liga gehört und dort bleiben will", begegnet Möhlmann dem Aufsteiger aus Karlsruhe mit einer gehörigen Portion Respekt.
Roshi wieder fit
Rund 3000 Anhänger werden den badischen Club am Sonntag nach Bornheim begleiten, die Verantwortlichen des FSV rechnen mit einer Kulisse von 7000 bis 8000 Zuschauern. Und die werden möglicherweise vier Neuzugänge in der Startformation des FSV erleben, auch wenn Möhlmann die Aufstellung erst kurz vor dem Spiel bekanntgeben will: Vieles deutet nämlich daraufhin, das Joni Kauko, Joan Oumari, Marcel Kandziora und Markus Ziereis von Beginn an spielen werden. Wieder im Mannschaftstraining befindet sich mittlerweile auch Neuzugang Denis Epstein, der seinen Muskelfaserriss auskuriert hat, sowie der albanische Nationalspieler Odise Roshi, der sich am vergangenen Samstag kurz vor dem Testspiel gegen Hoffenheim eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen hatte.