Es wären eine Woche zum Durchschnaufen gewesen für die Frankfurter Eintracht. Noch einmal ein paar Tage ohne Spiel zur Wochenmitte, mit dem Schweizer Pirmin Schwegler nur ein Spieler wegen eines Länderspiels weg, Zeit also, um sich ungestört und konzentriert auf das erste Saisonhighlight, das Heimspiel gegen Champions-League-Sieger Bayern München vorzubereiten.
Doch die 1:6-Klatsche im Auftaktspiel der Ersten Fußball-Bundesliga bei Hertha BSC Berlin hat das zunichte gemacht. Natürlich ist es vorbei mit der Ruhe, wenn man auf dem letzten Tabellenplatz steht. Auch wenn die Tabelle nach dem ersten Spieltag keine Aussagekraft besitzt und sich jeder hüten sollte, langfristige Prognosen auf einem Ergebnis im ersten Spiel zu gründen.
Doch zumindest der "Kicker" spricht schon von der "Angst vor einem schwarzen August". Und dies mit gutem Grund, könnten die Aufgaben in der Liga gegen Bayern, Braunschweig und Dortmund sowie zweimal in der Europa League gegen den FK Qarabag aus Aserbaidschan kaum schwerer sein.
90 Spielminuten haben genügt, um eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen. In der Offensive sei die Mannschaft noch unterbesetzt, quantitativ wie qualitativ, haben die Verantwortlichen seit Wochen gesagt. Trainer Armin Veh, Sportdirektor Bruno Hübner und Vorstandschef Heribert Bruchhagen waren sich einig, dass noch ein Angriffsspieler geholt werden soll. Die Bemühungen um den Tschechen Vaclav Kadlec haben sich dabei zu einer Transferposse mit offenem Ausgang entwickelt. Wann und ob der 21 Jahre alte Stürmer von Sparta Prag nach Frankfurt kommen wird, ist weiter völlig offen.
An diesem Mittwoch wird Kadlec zunächst mit der Nationalmannschaft der Tschechischen Republik gegen Ungarn spielen, am Wochenende will Sparta Prag ihn im Spitzenspiel gegen Viktoria Pilsen unbedingt einsetzen.
"Er kommt am Sonntag", hatte der Trainer letzte Woche noch gewitzelt, "aber es steht nicht fest an welchem Sonntag". So richtig lachen kann darüber jetzt niemand mehr. Die sommerliche Transferperiode endet am 31. August. Spätestens dann muss etwas passieren.
Aber vielleicht ist es ja auch ganz gut, dass die Eintracht die für Kadlec zur Verfügung stehenden drei bis vier Millionen Euro noch nicht ausgegeben hat. Womöglich braucht sie ja einen Abwehrspieler viel dringender als einen Angreifer. Denn in Berlin hakte es vor allem in der Defensive. Das betraf die Mannschaft im Allgemeinen, die Verteidigung aber im Besonderen.
Zambrano erkrankt
Besonders weit unter Form hat sich Carlos Zambrano präsentiert. Am Tag danach hat der Peruaner beim Training wegen eines Darminfekts gefehlt. Vielleicht hatte ihn dieser schon in Berlin geschwächt. Gut für die Eintracht, gut vor allem für ihn, dass er nicht zum Länderspiel Perus am Mittwoch nach Südkorea reisen muss. Denn Zambrano ist im Grunde unverzichtbar für die Eintracht. "Er ist mein Abwehrchef", sagt der Trainer. Und das wird sicher auch so bleiben.
Zambranos kongenialer Partner aus der letzten Saison, Bamba Anderson, schwächelt ebenfalls. Beim Pokalspiel in Augsburg gegen Illertissen hatte er wegen einer Reizung im operierten Knie nicht im Kader gestanden, in Berlin sollte er dann spielen, musste aber wieder wegen Knieproblemen passen.
Da scheint sich die Unprofessionalität des Brasilianers zu rächen, der sich bei einer Operation in Rio erst einen Monat nach Ende der letzten Saison (18. Mai) am 15. Juni den Meniskus im rechten Knie hatte glätten lassen. Anderson ist in jedem Fall nicht fit, auch am letzten Sonntag hatte er nur mit "angezogener Handbremse" trainiert.
Zweiter Mann neben Zambrano im Abwehrzentrum ist derzeit Marco Russ, der eine gute Vorbereitung gespielt hat, in Berlin aber wie so viele andere auch nicht überzeugen konnte. Der junge Marc-Oliver Kempf gilt noch nicht wirklich als Alternative, Neuzugang Johannes Flum wäre nur eine Notlösung.