Hans Stoll ist tot! In der Nacht zum vergangenen Mittwoch verstarb der frühere Leiter der Arbeitsamts-Nebenstelle Bad Homburg im Alter von 94 Jahren.
Mit seiner Frau Waltraud und seiner Familie trauern viele Weggefährten, die den vielseitig interessierten, humor- und geistvollen Oberurseler Sport- und Heimatfreund und jovialen Beamten preußischer Prägung ins Herz geschlossen hatten.
Bereits seit frühester Jugend begeisterte sich Hans Stoll für den Fußballsport, der ihn bis in seine letzten Tage faszinieren konnte. Der Verstorbene zählte zu den legendären "Männern der ersten Stunde", die den auf Geheiß der amerikanischen Besatzungsmacht aufgelösten traditionsreichen 1. FC 04 Oberursel zu neuem Leben erweckt haben.
Damals mussten die annullierten Vereine in einem mühsamen Verfahren die (politisch unbedenklichen) Mitglieder neu erfassen und die Wiedergründung des Clubs unter einem anderen Namen bei der US-Militärregierung beantragen.
So wurde aus dem 1. FC 04 Oberursel die "Freie Sportgemeinschaft Oberursel", die zunächst nur Freundschaftsspiele austragen durfte und jede Vorstands- beziehungsweise Spielersitzung eine Woche vorher schriftlich beantragen musste.
Der talentierte Torwart und Rechtsaußen schaffte als 17-Jähriger den Sprung in die Erste Mannschaft des FCO, in der er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges einen Stammplatz hatte und zu großen Hoffnungen berechtigte.
Hans Stoll gehörte auch zu jener Elf, die im Januar 1946 an der Bad Homburger Sandelmühle vor 3000 Zuschauern ihr erstes Verbandsspiel gegen die damalige "Freie Sportgemeinde Bad Homburg" (später Spvgg. 05 Bad Homburg) austrug und nach dramatischem Kampf in letzter Minute ehrenvoll mit 2:3 unterlag.
Neben dem Fußball galt Stolls weiteres Interesse auch der Wald- und Feldjagd, die sich von 1919 bis 1999 im Familienbesitz befand und deren Großjagden stets ein großes gesellschaftliches Ereignis waren. Der passionierte Jäger, Heger und Pfleger engagierte sich überdies in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und in der Jägerausbildung.
Hinzu kam für ihn das Klettern und Wandern in den Alpen sowie erholsame Urlaubsreisen nach Oberbayern und nach Tirol. Der von langer Krankheit körperlich geschwächte, aber bis zuletzt geistig rege und hellwache Verstorbene betrachtete jeden Tag als ein Gnadengeschenk, für das er Gott dankte.
Hans Stoll wird am kommenden Mittwoch, 7. August, um 14 Uhr auf dem Friedhof Oberursel-Süd zur letzten Ruhe gebettet. Mit ihm endet zugleich ein Stück Oberurseler Sport- und Heimatgeschichte. wozi