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Als wäre nichts gewesen - Uli Hoeneß präsentiert sich wieder als Wohltäter und ist bei "dieser Steuerangelegenheit" zuversichtlich

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Es war fast so, als gäbe es diese leidige Steueraffäre gar nicht. Uli Hoeneß war in seinem Element, er präsentierte sich als Wohltäter, überreichte freudestrahlend seinen Pokal und äußerte sich erstmals auch wieder zu sportlichen Fragen. Nachdem er wochenlang abgetaucht war, ging der Präsident von Bayern München am Rande des 2:0-Erfolgs des Triple-Gewinners gegen den FC Barcelona überraschend in die Offensive.

Hoeneß zeigte sich sogar optimistisch, dass die Steuer-Angelegenheit, die ihn seit Jahresbeginn enorm belastet, glimpflich ausgehen könnte. "Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt", sagte der 61-Jährige vor dem Spiel um den "Uli-Hoeneß-Cup" im ZDF über die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Er denke, "dass es in den nächsten zwei, drei Monaten eine Entscheidung geben wird".

Bisher ist weiter offen, ob gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung Anklage erhoben wird. Im Januar hatte er sich bei den Behörden wegen eines nicht ordnungsgemäß deklarierten Kontos in der Schweiz mitsamt unversteuerten Millionenbeträgen selbst angezeigt. Möglicherweise aber war diese Selbstanzeige nicht ausreichend: Im März jedenfalls durchsuchten Ermittler seine Villa am Tegernsee, präsentierten dabei auch einen Haftbefehl - der ausgesetzt wurde, weil Hoeneß mehrere Millionen Euro Kaution zahlte. Er glaubt nun an ein gutes Ende des Falls für sich: "Ich habe wie 48 000 andere Deutsche eine Selbstanzeige gestellt und wüsste nicht, warum meine nicht gültig sein sollte."

Vom Ausgang des Verfahrens will der frühere Manager auch abhängig machen, ob er seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters weiterführen wird. Er wolle jetzt "in Ruhe abwarten, wie diese Steuerangelegenheit weitergeht, dann werden wir weitersehen. Im Moment kann ich es noch nicht abschließend sagen." In den vergangenen Wochen habe er aber "unheimlich viel Zustimmung bekommen, von den Fans, dem Verein, dem Aufsichtsrat". Er konnte die Zeit zwar "sportlich genießen", sagte Hoeneß weiter, "aber es war eine schwere Zeit, die man nur mit einer tollen Familie im Rücken überstehen kann".

Ein mildes Urteil?

Der "Spiegel" hatte zuletzt berichtet, die Staatsanwaltschaft München II wolle zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragen, zudem soll Hoeneß eine Geldstrafe von 720 Tagessätzen zahlen. Das mögliche Urteil könne laut des Berichts des Nachrichtenmagazins deshalb so milde ausfallen, weil ein Großteil der 3,2 Millionen Euro Steuerschulden angeblich bereits verjährt ist und somit nur noch 900 000 Euro strafrechtlich relevant sind. Das wäre in der Tat eine für Hoeneß glückliche Fügung: Bei Steuerhinterziehung ab einer Million Euro ist schließlich eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung zu verhängen.

Vielleicht wirkte Hoeneß deshalb am Mittwochabend einigermaßen entspannt. Schon vor der Partie gegen Barca hatte er die Einnahmen in Höhe von 2,5 Millionen Euro mit einem Lächeln im Gesicht an vier soziale Einrichtungen übergeben. Der Applaus der 71 000 Fans dürfte ihm auch gefallen haben.

Nach dem Spiel überreichte er den "Uli-Hoeneß-Cup" an Kapitän Philipp Lahm und schloss diesen in die Arme, ehe er dann in der Interview-Zone Rede und Antwort stand. Da ging es dann ausnahmsweise nicht um seine Steuer-Geschichte, sondern um Fußball. Man merke, betonte er, "dass da eine sehr, sehr gute Mannschaft heranwächst. Wir dürfen aber jetzt nicht überheblich werden."

Hoeneß ist aber überzeugt, dass der neue Trainer Pep Guardiola alles im Griff hat: "Ich bin total begeistert. Er ist ein lockerer Typ, der sehr zielstrebig arbeitet." Die "große Kunst" werde es aber sein, "diese große Anzahl von Superspielern bei Laune zu halten". Zumindest bei Uli Hoeneß scheint die Laune wieder besser zu sein.




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