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DFB-Frauen jubeln nach 1:0

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Die Spielführerin war voll des Lobes. Nadine Angerer wertete den 1:0-Sieg gegen Italien und den Einzug ins Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft in Schweden als bestandenen Charaktertest des jungen deutschen Frauen-Teams.

«Die Mannschaft hat sich reingebissen und wahnsinnig Charakter gezeigt. Das war ein weiterer Schritt nach vorn», befand die 34 Jahre alte Torhüterin, die gegen Italien dank einer starken Defensivleistung kaum geprüft wurde. «Jetzt freue ich mich total auf das Spiel gegen den Gastgeber vor ausverkauftem Haus. Da sind wir keine Favoriten.»

Das findet auch Silvia Neid, die mit ihrem Schachzug richtig lag, die technisch versierte, aber zuweilen phlegmatische Spielmacherin Dzsenifer Marozsan zunächst auf der Bank zu lassen und in Simone Laudehr eine defensivstarke Mittelfeldspielerin auf die linke Seite zu stellen. Dort, wo Melanie Gabbiadini ein ständiger Unruheherd war. «Ich finde, der Plan ist aufgegangen. Wir haben nur zwei Torchancen zugelassen. Jetzt gehören wir mit der jungen Mannschaft wieder zu den besten Vier in Europa, klasse!», lobte die Bundestrainerin, die aber auch eine weniger gute Botschaft verkraften musste. Celia Okoyino da Mbabi droht wegen einer Zerrung im Oberschenkel am Mittwoch gegen den Gastgeber auszufallen.

Die Schwedinnen erlaubten sich nur in ihrem EM-Auftaktmatch (1:1 gegen Dänemark) einen Durchhänger, danach kam die Tormaschinerie mit den eigenen Fans im Rücken richtig auf Touren. Inklusive des 4:0 im Viertelfinale gegen Island am Sonntag erzielte das Team von Trainerin Pia Sundhage schon 13 Turniertore, fünf davon allein Starstürmerin Lotta Schelin (Olympique Lyon) als Führende der Torschützinnenliste.

«Das ist wirklich eine von vorn bis hinten hervorragend besetzte Mannschaft. Ich habe schon viele Spiele von ihr hier gesehen. Vor allem verfügen sie in Schelin und Kosovare Asllani über tolle Stürmerinnen», schwärmte Neid vom Halbfinal-Kontrahenten in Göteborg. Doch die 49-Jährige ist nicht der Typ, der sich bereits vorher geschlagen gibt, wenn das Finale winkt. «Warum sollte meine junge Mannschaft Angst haben vor Schweden? Das braucht sie nicht.»

Wegen der Live-Übertragung im ZDF muss sogar der große FC Bayern weichen, der sein Testspiel mit Trainer Pep Guardiola gegen dessen Ex-Club FC Barcelona zur Fernseh-Primetime austragen wollte. Nun aber genießen die Frauen Vorrang - selten genug. Der Triplesieger muss dafür schon um 18.30 Uhr ran, weil auch diese Partie vom Zweiten gezeigt wird.

Dass Laudehr (26.) aus dem Gewühl heraus den Siegtreffer erzielte, ist kein Zufall. Die vor der EM mehrere Monate wegen eines Knorpelschadens im Knie lange ausgefallene Mittelfeldspielerin vom 1. FFC Frankfurt strahlt Dominanz und Führungsqualität aus, ist zweikampfstark und provoziert dank ihrer Dynamik oft Fouls in der Nähe des gegnerischen Strafraums. Im Verlauf des Turniers kommt die 27 Jahre alte Weltmeisterin immer besser in Schwung. «Sie hat mit die besten Ausdauerwerte bei uns», bestätigte Neid.

«Wem der Ball vor die Beine springt, ist scheißegal. Hauptsache er landet im Tor», meinte Laudehr bestens gelaunt. «Ich brauche sicher noch mehr Spielpraxis nach meiner Verletzung. Aber wir haben heute als Team den Kampf angenommen und alles richtig gemacht.» Anja Mittag, die seit zwei Jahren beim FC Malmö spielt, fiebert nach dem befreienden Erfolg gegen «nickelige und ausgebuffte Italienerinnen» (Neid) dem Highlight gegen Schweden entgegen. Mit dem Europameister von 1984 hat sich die DFB-Auswahl schon häufig in ganz wichtigen Spielen duelliert, meist mit dem besseren Ende für Deutschland. Mittag: «Gegen Schweden im Halbfinale zu spielen, ist richtig cool.»




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