Der entthronte Schwimm-Weltmeister Thomas Lurz war auch mit der ungewohnten bronzenen Plakette zufrieden. Nach sieben WM-Titeln über fünf Kilometer war der 33-jährige Würzburger über das Ende der eindrucksvollen Siegesserie keineswegs böse.
«Das geht in Ordnung, das ist gut, ich bin zufrieden», sagte der Rekord-Weltmeister und lobte die besseren Sprint-Qualitäten des tunesischen Olympiasiegers Oussama Mellouli. «Er schwimmt auf 100 Meter vier, fünf Sekunden schneller als ich. Das ist der Unterschied.»
Mellouli agierte am Samstag im weiterhin schmutzigen, aber nicht mehr so ekligen Hafenbecken der katalanischen Metropole clever. Er hielt das Tempo hoch, ließ Lurz aber oft die Führungsarbeit machen. «Auf den letzten Metern hat er seine Geschwindigkeit ausgespielt, er war heute der Beste», lobte Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz. Sein Bruder hat noch über die zehn Kilometer und dem Team-Wettbewerb Chancen, einen Start über die 25 Kilometer lässt er noch offen.
Natürlich hätte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) am Auftakttag der Weltmeisterschaften in Barcelona Gold gut brauchen können, aber Rang drei des Vorzeigesportlers mit nur 1,8 Sekunden Rückstand auf den Sieger sorgte bei den Bundestrainern, beim Leistungssportdirektor und bei der Verbandspräsidentin auch für Freude. «Ganz glücklich» war Christa Thiel «über die erste erhoffte Medaille, über Farben reden wir ja nicht mehr». Fünf bis acht Podestplätze sind das ambitionierte Ziel des Verbandes in der katalanischen Metropole.
«Das ist ein sehr schöner Auftakt. Wir freuen uns riesig über die Bronzemedaille», betonte auch Leistungssportdirektor Lutz Buschkow.
Nun sollen seine Springer, das Synchron-Duo Patrick Hausding/Sascha Klein, am Sonntag vom Turm am besten nachlegen. «Ich glaube, dass unsere Männer um eine Medaille kämpfen werden.»
Erste Weltmeisterin von Barcelona wurde über fünf Kilometer Haley Anderson aus den USA. Russlands dreimalige Olympiasiegerin Swetlana Romaschina sicherte sich erwartungsgemäß den Titel in der Technischen Kür. Für die Synchronschwimmerin war es der insgesamt elfte WM-Sieg. Die deutsche Meisterin Kyra Felßner durfte sich über den Platz im Finale freuen, das sie als 16. und Letzte beendete. Im Finale steigerte sich die 21-Jährige im Vergleich zum Vorkampf. Chinas Springerin Wu Minxia sicherte sich ihren sechsten WM-Titel. Mit Shi Tingmao siegte sie im Synchron-Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett.
Fast hätte es am ersten von 16 Wettkampftagen gar zu zwei deutschen WM-Plaketten gelangt. Isabelle Härle fehlten in ihrem erst zweiten Einzel-Rennen bei einem internationalem Großereignis nur 1,5 Sekunden zum Überraschungs-Coup. «Ich wollte unter die ersten Zehn kommen. Im Endeffekt ärgere ich mich trotzdem. Ein dritter Platz wäre möglich gewesen», haderte die 25 Jahre alte Essenerin und verdrückte ein paar Tränchen.
Tröstende Worte gab es von Bundestrainer Stefan Lurz, der nach den ersten beiden der insgesamt sieben Entscheidungen im Freiwasserschwimmen ein positives Fazit zog. «Mit einer Medaille können wir zufrieden sein», erklärte der Bruder des Rekord-Weltmeisters. Auch Chef-Bundestrainer Henning Lambertz, dessen Beckenschwimmer sich größtenteils noch abseits des WM-Ortes auf ihre Einsätze vorbereiten, freute sich über den starken Auftritt von Thomas Lurz. «Der Mann ist die Verlässlichkeit in Person», lobte Lambertz. «Er hat seinen Ausnahmestatus unter Beweis gestellt, das freut uns alle. Wahnsinn.»
Keine guten, aber auch keine ernüchternden Nachrichten gab es von den Wasserspringerinnen. Die EM-Vierten Kieu Duong und Tina Punzel verpassten vor der imposanten Aussicht auf Barcelona das Finale im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. 251,80 Punkte bedeuteten den 13. Platz; nur 1,17 Zähler fehlten zum Endkampf der besten zwölf Sprung-Duos. Dafür erreichten der EM-Dritte Oliver Homuth und der EM-Zweite Martin Wolfram als Achter und Neunter das Finale vom Ein-Meter-Brett. Medaillenchancen hat der DSV an diesem Sonntag, wenn die Vize-Weltmeister Hausding und Klein zusammen vom Turm springen.