Nach der tristen Nullnummer bei Steaua Bukarest redeten sich die Verantwortlichen von Schalke 04 ihre Lage für das Vorrunden-Finale in der Champions League schön.
«Jetzt kommt es am letzten Spieltag zum Gruppen-Endspiel gegen Basel. Nun wissen wir vorher, dass wir unbedingt gewinnen müssen. Wir können ohnehin nicht gut auf Unentschieden spielen», behauptete Manager Horst Heldt. Dabei hatte der Bundesligist soeben seine Ausgangsposition in der Gruppe E um den Achtelfinal-Einzug und weitere Millionen-Einnahmen nach den 0:0 in Bukarest verschlechtert.
Dass aus dem Krimi gegen den FC Basel am 11. Dezember kein Drama wird, davon ist Jens Keller trotz der dürftigen Leistung seiner verletzungsgeplagten Elf im Schneetreiben von Bukarest überzeugt. «Wer ins Achtelfinale will, muss solche Spiele gewinnen. Jetzt freuen wir uns auf das Finale», meinte der Trainer zwei Tage nach seinem 43. Geburtstag.
Vielleicht war Keller auch froh, dass er sein Team für den Showdown gegen den Schweizer Meister nicht groß motivieren muss. Die Eidgenossen zogen durch das überraschende 1:0 gegen den bereits qualifizierten Spitzenreiter FC Chelsea (9 Punkte) mit 8 Punkten an Schalke (7) vorbei und sind nun Zweiter.
In zwei Wochen geht es nicht nur um den prestigeträchtigen Einzug unter die besten 16 europäischen Teams, sondern auch um viel Geld, das der notorisch klamme Revierclub gut gebrauchen kann. Weitere 3,5 Millionen Euro UEFA-Prämie ist die Achtelfinal-Qualifikation wert, deutlich weniger ist in der Europa League zu verdienen. «Wir hätten sowieso auf Sieg gespielt. Bis jetzt war es oft so, dass wir da waren, wenn es ans Eingemachte ging. Außerdem haben wir auf Schalke den zwölften Mann im Rücken», erklärte Christian Fuchs.
Auch Benedikt Höwedes suchte die positiven Aspekte, obwohl das Team kaum eine spielerische Entwicklung erkennen lässt. «Oft sind wir mit Drucksituationen gut umgegangen und haben dann Leistung gebracht», sagte der Kapitän.
Immerhin gab es einen kleinen Lichtblick: Torhüter Ralf Fährmann bot eine solide Vorstellung bei seinem Debüt in der Königsklasse und wurde von allen Seiten gelobt. Wegen des Ausfalls von Timo Hildebrand (Hüftprellung) stand der 25-Jährige zwischen den Pfosten, hielt zwei, drei gute Bälle - und die Null. Er patzte aber auch einmal, als er beim Herauslaufen statt des Balls Steaua-Stürmer Federico Piovaccari traf und niederstreckte. Zum Glück für Schalke gab Schiedsrichter Bas Nijhuis in der 69. Minute keinen Strafstoß.
«Ich kann nicht richtig einschätzen, ob es ein Elfer war. Aber ich musste in der Situation durchziehen», sagte Fährmann, der ansonsten zufrieden war mit seinem Auftritt: «Wir haben zu Null gespielt, das ist das Wichtigste. Aber ich brauche sicher noch ein paar Spiele bis ich bei 100 Prozent bin.»
Gut möglich, dass Fährmann im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am Samstag (18.30 Uhr) weitere Spielpraxis sammeln kann. Keller weiß noch nicht, ob Hildebrand bis dahin wieder fit ist. Auch sonst gibt es viele personelle Fragezeichen. Unklarheit herrscht auch bei den angeschlagenen Leon Goretzka und Christian Clemens.
Und ob Julian Draxler seine Erkältung bis dahin auskuriert hat, ist ebenfalls unsicher. «Julian war noch sehr geschwächt», sagte Keller, der den Jungstar trotz Krankheit in der letzten Viertelstunde brachte. «Wir hatten nicht viele Optionen, weil wir vor dem Spiel entschieden haben, dass Boateng und Draxler nicht spielen», erläuterte Keller.
Unsicherheit herrscht erneut um Kevin-Prince Boateng wegen dessen Problemknie. Der Mittelfeldstar war wenige Stunden vor dem Anpfiff nach München zum Physiotherapeuten Ralph Frank gereist. Heldt führt den Rückfall auf Boatengs Einsatz im WM-Qualifikationsspiel für Ghana in Ägypten in der Vorwoche zurück.
Gleichwohl sind alle davon überzeugt, dass der «Biostatiker» (Heldt) mit seinen Heilkräften Boatengs Disbalance schnell wieder hinbekommt. Keller: «Ich gehe stark davon aus, dass Kevin Samstag wieder spielen kann.» Boateng wird dringend gebraucht - nicht nur gegen Stuttgart, sondern auch für das Gruppen-Finale gegen Basel.