Srdjan Lakic ist enttäuscht. Das gibt er freimütig zu. Kein einziges Mal durfte er in dieser Saison bislang in der Bundesliga von Beginn an spielen. Am ersten Spieltag beim 1:6 in Berlin hatte Stürmer-Kollege Joselu in der Anfangsformation gestanden, am zweiten Spieltag Alexander Meier. Und seitdem immer Vaclav Kadlec. Der junge Tscheche, mit einer Ablösesumme von 3,3 Millionen Euro teuerster Neuzugang der Eintracht in dieser Saison, hat Lakic und den anderen Angreifern den Rang abgelaufen, daran gibt es keinen Zweifel. Aus Sicht von Trainer Armin Veh passt der laufstarke Kadlec am besten ins Kombinationsspiel der Mannschaft. Wettbewerbsübergreifend hat er bislang sechs Tore erzielt.
Lakic, im letzten Winter vom VfL Wolfsburg gekommen, hat das Verletzungspech die bislang größte Chance genommen. Als er am dritten Spieltag in Braunschweig für die erste Elf vorgesehen war, musste er kurz vor dem Spiel passen. Ausgerechnet bei gymnastischen Übungen, die seine schon in den vergangenen Jahren lädierte Rückenmuskulatur entlasten sollten, hatte er sich einen Hexenschuss zugezogen. Es ist ein Kreuz mit Lakics Rücken. "Das ist längst ausgestanden, ich habe überhaupt keine Probleme mehr", sagt er in diesen Tagen, "ich bin topfit, so fit, wie noch nie seit ich für die Eintracht spiele."
Tore in Europa
So richtig weitergeholfen hat ihm dieses positive persönliche Empfinden freilich noch nicht. Immerhin, im Europapokal durfte er einige Male spielen. In Qarabag, in Nikosia und in Tel Aviv hat er in der Anfangsformation gestanden. Zwei Tore hat Lakic erzielt, das 2:0 beim 3:0 in Nikosia, den ersten Treffer beim 2:4 in Tel Aviv. Torjäger werden gemeinhin an Toren gemessen, bei Lakic war das in der direkten Folge nicht so. Denn in den Spielen darauf musste er wieder auf die Bank. Im letzten Bundesligaspiel in Mainz blieb er dort sitzen bis zum Spielende. "Da kann sich jeder denken, dass ich nicht zufrieden bin", gibt er zu. Er könne daraus nur eine einzige Konsequenz ziehen. "Ich muss weiter Gas geben im Training, darf nicht nachlassen", sagt er, "ich versuche weiter mich anzubieten."
Dass ihm eine Aussage in einem Interview unmittelbar nach dem Spiel in Tel Aviv übel genommen wird, hat er nur von außen zugetragen bekommen. Der 30 Jahre alte Kroate soll nach der Pleite gegen den israelischen Meister gesagt haben, er sei mit seiner eigenen Leistung ganz zufrieden gewesen. Beim Trainer soll diese Selbsteinschätzung nicht gut angekommen sein. "Zu mir hat der Trainer nichts gesagt", erklärt Lakic. Zudem habe er in jenem Gespräch mit Journalisten auch hinzugefügt, "dass ich natürlich grundsätzlich nicht zufrieden sein kann, weil wir verloren haben".
Wie auch immer, Srdjan Lakic muss sich wieder einmal hinten anstellen. Was ihm zunehmend schwerer fällt, zumal sein Vertrag ja auch am Ende der Saison ausläuft und es an der Zeit wäre, sich zu empfehlen. Für Frankfurt, "wo ich mich grundsätzlich sehr wohl fühle", oder für einen neuen Arbeitgeber. Doch derzeit wird er in der internen Stürmer-Rangliste ganz klar hinter Kadlec eingeordnet, auch hinter Meier, wenn der in vorderster Front spielt, gleichauf mit Joselu, der nur im Pokalspiel gegen Illertissen einmal getroffen hat. Keine besonders guten Perspektiven also.
Ein Talent drängt nach
Und von hinten drängt nun sogar ein neuer Konkurrent nach, Jugendnationalspieler Luca Waldschmidt. In der U 19 zeigt er beständig gute Leistungen, auch im Training der Profis mischt er durchaus selbstbewusst mit, gehört in den internen Spielen oft zu den Torschützen. Auch beim Freundschaftskick in Traisa hat er zwei Tore geschossen. "Luca ist ein großes Talent", sagt der Trainer, "er kann ein guter Bundesligaspieler werden." Doch Waldschmidt ist erst siebzehn Jahre alt, also eher ein Versprechen für die Zukunft als ein Helfer in der aktuellen Not.
Bleibt die Frage, ob sich Sportchef Hübner und Trainer Veh nicht doch schon Gedanken um einen weiteren neuen Stürmer für die Rückrunde machen. "Wir spielen nicht so viele Chancen heraus wie letztes Jahr", gibt der Trainer zu, "und wenn wir welche haben, sind wir nicht effektiv genug." Da könnte also Bedarf bestehen. Wenn nicht doch noch Lakic oder Joselu den Sprung schaffen, der ihnen vor der Saison allenthalben zugetraut worden war.