Auf den Färöer demonstrierte Oliver Bierhoff wieder seine Nähe zum Trainerteam der deutschen Nationalmannschaft. Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Auswahl der Schafsinseln am Dienstagabend half der einstige DFB-Torjäger im Übungsspiel nochmals als Linksverteidiger aus. «Das Team Löw, Flick, Bierhoff, Köpke hat gut funktioniert», hatte der Teammanager in diesen Tagen nochmals ausdrücklich unterstrichen. Seit 2006 bestimmt das Quartett die Entwicklung der DFB-Elf, 2014 könnte es zu Veränderungen kommen.
Es ist eine Erfolgsgeschichte, die sich die gesamte Sportliche Leitung um Joachim Löw als Verdienst anschreiben kann: EM-Zweiter 2008, Dritter bei der WM 2010. Bei der EURO vor einem Jahr gab es mit dem Aus gegen Italien im Halbfinale den ersten spürbaren Dämpfer. «Erst 2006 eine WM im eigenen Land, dann 2010 die erste in Afrika. Und wenn man sich eines wünschen kann, dann ist es eine WM in Brasilien», sagte Löw und machte damit deutlich, dass er sein drittes WM-Turnier 2014 als persönlichen Höhepunkt einordnet.
Die Szenarien, die es danach geben könnte, werden schon jetzt eifrig beschrieben. Gelingt Deutschland nach 18 Jahren ausgerechnet im Land des Rekordweltmeisters der große Coup, könnte Chefcoach Löw als vierter Weltmeister-Macher nach Sepp Herberger, Helmut Schön und Franz Beckenbauer mit stolzer Brust seinen Platz räumen. Scheitert die Titelmission am Amazonas wieder, scheint vieles möglich - von einer Neuorientierung bis hin zu einem weiteren Anlauf mit dem Bundestrainer. «Im Moment verspüre ich keinen Drang, als Vereinstrainer zu arbeiten», hob Löw hervor.
Sein Arbeitgeber DFB will Löws derzeitige Wohlfühlphase nutzen und den Freiburger gleich nach der perfekten WM-Qualifikation für weitere zwei Jahre binden. Nicht zuletzt, um eine Hängepartie mit endlosen Debatten zu vermeiden. «Es sind manche Dinge vorbesprochen worden. Und die Bereitschaft ist signalisiert worden, dass der Verband gerne verlängern möchte», sagte Löw in der Färöer-Hauptstadt Tórshavn nochmals der ARD. «Wir haben gesagt, ja, das können wir uns auch vorstellen. Aber das ist ein Thema nach der Qualifikation», bestätigte der 53-Jährige, der im November sein 100. Länderspiel als Bundestrainer bestreiten wird. Nur Herberger (167), Schön (139) und Berti Vogts (102), die Titel mit dem DFB-Team holten, haben mehr.
Kräftig wird über mögliche Ausstiegsklauseln spekuliert, die im Falle Löw für Brasilien das Mindestziel WM-Viertelfinale beinhalten sollen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach möchte am liebsten wie nach der WM 2010 und vor der EM 2012 wieder ein komplettes Paket mit Löw, Manager Bierhoff, Co-Trainer Hansi Flick und Torwartcoach Andreas Köpke schnüren. Das aber erscheint schwieriger als zuletzt. «Es gibt auf beiden Seiten Wünsche», bemerkte Niersbach.
Für Löw hat dessen Berater Harun Arslan schon «zwei bis drei Eckdaten» für den neuen Kontrakt festgelegt, wie der Bundestrainer selbst verraten hatte. Bierhoff möchte erst noch ein «gemeinsames Gespräch», in dem eine Richtungsvorgabe geklärt werden soll. Schon auf der USA-Reise der Nationalmannschaft im Sommer hatte der Europameister von 1996 angedeutet, dass er seine eigene Zukunft ein Stück weit unabhängig von Löw sieht. «Man spricht über Varianten», bemerkte Bierhoff zu den «ständigen Gesprächen» mit der DFB-Spitze. «Man muss sehen, wie es dann weitergeht.»
Hinzu kommt die brisante Sportdirektor-Frage. Für den DFB ist Löws Assistent Flick die Wunschlösung. «Ich habe mit dem DFB über diese Personalie noch nicht gesprochen», berichtete der Bundestrainer auf den Färöer. Er will seinem treuen Weggefährten keine Steine in den Weg legen, falls dieser den Wechsel von der Trainerbank auf den Direktorensessel tatsächlich vollziehen will.
Flick zögert. «Auch da sind die Gespräche noch nicht so weit, wie viele denken», berichtete Bierhoff. Der Deutsche Fußball-Bund will nach der Erfahrung mit Robin Dutt, der schon nach kurzer Zeit dem Lockruf aus der Bundesliga folgte und zum Chefcoach von Werder Bremen wurde, unbedingt eine langfristige Lösung. Nimmt Flick das Angebot an, könnte seine Trainerkarriere erst einmal zu Ende sein.
Der 48-Jährige, der schon einige Angebote aus der Liga abgelehnt hat, leistet seine Arbeit beim Nationalteam mit viel Freude. Auch wenn Flick bei der WM im kommenden Sommer auf jeden Fall noch im Löw-Team dabei sein wird, ist es für den Bundestrainer keine leichte Situation. «Hansi ist für mich ein wahnsinnig wichtiger Mitarbeiter», unterstrich der Freiburger. Es bleibt spannend im DFB-Personalpoker.