Nach dem Wachstumsschub gegen die Türkei durften die deutschen Volleyballerinnen die Seele baumeln lassen. Bundestrainer Giovanni Guidetti verordnete Kapitänin Margareta Kozuch & Co. nach dem Einzug ins Viertelfinale der Heim-EM einen Tag Ausspannen.
Lesen, das teamintern geliebte Kartenspielen oder süßes Nichtstun standen auf dem Programm. Der EM-Zweite von 2011 wächst bislang mit seinen Herausforderungen.
«Wir haben nicht die Power wie andere Mannschaften, wir müssen mehr arbeiten», erklärte der Italiener den Kräfteverschleiß nach dem Durchmarsch in die Runde der letzten acht Mannschaften. «Der eine Tag mehr Regeneration ist sehr wichtig, weil die drei Spiele sehr viel Kraft gekostet haben.»
Am Dienstag beginnt Guidetti wieder mit der intensiven Vorbereitung auf das Viertelfinale am Mittwoch in Halle/Westfalen, wo sich die DVV-Frauen auf dem Weg ins Halbfinale auch vom Sieger der Partie Kroatien gegen Niederlande nicht aufhalten lassen wollen.
Der erste echte Gradmesser des Turniers war am Sonntagabend die Türkei. Für Guidetti eine Mannschaft, die er als Vereinstrainer von Champions-League-Sieger Vakifbank Istanbul bestens kennt. Und auch diese erste Reifeprüfung legten die Deutschen ab. «Wir haben wieder gezeigt, dass wir Sätze auch nach Rückständen drehen können. Ich bin mir auch sicher, dass wir noch zulegen können», zeigte sich Mittelblockerin Christiane Fürst, die ebenfalls bei Vakifbank unter Vertrag steht, nach dem 3:0 zuversichtlich.
Es ist der Glaube an die eigene Stärke, die bei den Frauen des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) weiter wächst. Es ist aber vor allem der Teamgeist, den sie auf dem Weg zur Finalrunde in Berlin brauchen. «Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft», sagte Kozuch nach dem dritten siegreichen Spiel in Serie und es klang nicht wie eine der immergleichen Floskeln nach einem Erfolg.
Wie gefestigt die deutschen Schmetterkünstlerinnen schon sind, stellten sie in erster Linie nicht bei der Abwehr von zwei Satzbällen in Abschnitt drei unter Beweis, sondern vor allem im zweiten Durchgang. Da hatte die Türkei nach einem 7:10 den Gruppen-Gipfel schon kurzzeitig zum 16:10 gedreht, ehe das DVV-Team erneut seine frisch gewonnene Reife präsentierte. «In keinem Moment hatte ich das Gefühl: Wir schaffen das nicht», meinte Kozuch.
Bislang wuchs der Co-Gastgeber mit seinen Herausforderungen. Um wenige Millimeter nach dem 3:0-Auftaktsieg gegen Außenseiter Spanien, schon um einige mehr nach dem hartumkämpften 3:2 gegen die Niederlande und nun gleich um ein paar Zentimeter nach dem am Ende überraschend klaren 3:0 gegen den EM-Dritten von 2011.
«Die Belastung merkt man schon in den Knochen. Das kommt uns jetzt zugute, einen Tag mehr freizuhaben», sagte Kozuch, deren Team im Fall einer Niederlage schon am Dienstag wieder ins Turniergeschehen hätte eingreifen müssen. Einen Tag darauf soll der Wachstumsprozess fortgesetzt werden.