In diesen Tagen fühlt sich Tommy Haas in New York einfach nicht wohl in seiner Haut. Obwohl die US Open eines seiner Lieblingsturniere sind - und er bei der 16. Teilnahme in Flushing Meadows wieder als der "ewige Tommy" gefeiert werden wird. Doch der mit 35 Jahren älteste Spieler im Hauptfeld weiß nur zu gut, dass er heute im Auftaktmatch vor einer unangenehmen Herausforderung steht. Zumindest emotional.
Der bloße Gedanke an seinen Auftaktgegner Paul-Henri Mathieu (Frankreich) führt Haas vor Augen, wie unwichtig die Tennis-Karriere plötzlich werden kann. Dann nämlich, wenn das Schicksal erbarmungslos zuschlägt. So wie beim 31-jährigen Mathieu.
Ende des vergangenen Jahres entdeckten Ärzte bei seiner Lebensgefährtin Quiterie einen bösartigen Tumor im Lymphsystem (Hodgkin-Lymphom). Im Kampf gegen den Krebs hat die Mutter von Mathieus Sohn Gabriel (17 Monate) bereits die erste Chemotherapie hinter sich gebracht. "Das tut schon ein bisschen weh, wenn man weiß, dass ein Kollege da viel durchmacht im Moment", meinte Haas, der einst um das Leben seines bei einem Motorradunfall schwer verletzten Vaters Peter bangen musste.
Seitdem weiß der gebürtige Hamburger und Wahl-Amerikaner, Prioritäten zu setzen. "Es ist das Wichtigste, dass es der Familie gut geht. Sonst kann man sich sowieso alles schenken", betonte Haas. Seine Verlobte Sara Foster und Töchterchen Valentina werden auf der Tribüne sitzen, wenn die Nummer 13 des Rankings versucht, sich gegen Mathieu nicht allzu sehr von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Der Franzose hat 2013 auf der Tour 16 von 19 Matches verloren. Natürlich will Haas gewinnen. Der Kopf sagt "ja" - die Zweifel bleiben. "Es ist schwierig, damit umgehen zu können."
Auch, weil er nicht weiß, wie Mathieu ("Ich freue mich, in New York zu sein") auf die belastende Situation reagiert. "Ob er da rausgeht und einfach nur den Schläger fliegen lässt. Oder ob er mit den Gedanken doch nicht bei der Sache ist", wie es München-Gewinner Haas formuliert. Letztlich sei es ja nur "ein Tennis-Match." Das wirkliche Leben spielt sich abseits des Courts ab.
Die Umstände im Duell mit dem Weltranglisten-107., der 2008 schon mal auf Position zwölf stand, mögen undankbar für den Deutschen sein. Doch Haas, dessen Schulterbeschwerden von Montreal abgeklungen sind, möchte beim letzten Grand-Slam-Turnier der Saison sein "Super-Jahr" krönen.
Lisicki in Runde zwei
Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki hat derweil schon die zweite Runde trotz leichter Probleme erreicht. Die 23-Jährige aus Berlin besiegte in ihrem Auftaktmatch die Qualifikantin Wera Dutschewina (Russland) in 1:22 Stunden mit 6:2, 7:6 (7:3). Im zweiten Satz lag Lisicki bereits mit einem Break und 5:6 in Rückstand.
Im nächsten Spiel trifft die an Position 16 gesetzte Lisicki am Mittwoch auf die 42-jährige Kimiko Date-Krumm (Japan) oder die Argentinierin Paula Ormaechea. Für die Fed-Cup-Spielerin war es nach ihrem Finaleinzug in Wimbledon Anfang Juli erst das vierte Match. Wegen einer Handgelenkverletzung hatte Lisicki zwei Vorbereitungsturniere auf die mit insgesamt 34,3 Millionen Dollar dotierten US Open absagen müssen.