Erst zur Privataudienz in den Apostolischen Palast, dann zum Fußball-Klassiker auf den Rasen in Rom. Die argentinische Nationalelf und die italienische Squadra Azzurra wurden einen Tag vor dem Testspiel im Stadio Olimpico von Papst Franziskus empfangen. Jorge Mario Bergoglio mahnte vor den beiden Mannschaften ein faires Freundschaftsspiel an. Wem der Argentinier mit norditalienischen Wurzeln die Daumen drückt, verriet er nicht: "Es wird sehr schwer für mich, zu einem Team zu halten."
Artig hörten auch Argentiniens "Fußball-Gott" Lionel Messi und Italiens Exzentriker Mario Balotelli im Clementina-Saal dem Papst zu. In dem Testmatch gut 300 Tage vor dem WM-Beginn bleiben beide aber außen vor. Messi sollte wegen Adduktorenbeschwerden noch gestern die Heimreise nach Barcelona antreten, Balotelli hatte bereits am Montag das Training abgebrochen.
Der Papst erinnerte die Spitzenprofis vor allem an ihre soziale Verantwortung. Sie sollten Vorbilder sein, sich die "Seele eines Amateurs" erhalten und ihren Sport als ein "Geschenk Gottes" betreiben, sagte Franziskus, zu dessen Ehren die beiden Fußball-Nationen in Rom gegeneinander antreten. Wie sehr er bereits als Erzbischof von Buenos Aires glühender Fußballfan war, ist bekannt. Also ging in Rom die Frage um, ob der ungezwungene Papst nicht auch am Mittwoch ins Stadion streben werde. Im Vatikan werfe man ihm doch bereits vor, "undiszipliniert" zu sein, wehrte das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken jedoch ab - unklar blieb, ob es als Scherz gemeint war oder nicht.
Als Zeichen der Freundschaft der beiden Länder bekam der Papst einen Olivenbaum, der in den Vatikanischen Gärten eingepflanzt werden soll. "Mit so einem Papst ist es einfacher, sich zu bessern", zeigte sich Italiens Kapitän, Keeper-Legende Gianluigi Buffon beeindruckt. Der Rummel um den fußballbegeisterten Jorge Mario Bergoglio rückte eines in den Hintergrund: Die beiden Mitfavoriten der WM 2014 starten wie die anderen Titelkandidaten in die WM-Saison. Bei der Squadra Azzurra muss sich dabei zeigen, ob die Mannschaft von Trainer Cesare Prandelli bereits wieder an die überzeugende Leistung beim Confed Cup im Juni in Brasilien anknüpfen kann, als sie erst im Halbfinale im Elfmeterschießen gegen Weltmeister Spanien ausgeschieden war.
Dass diese beiden ganz überwiegend römisch-katholischen und dabei ausgesprochen fußballverrückten Nationen nach zwölf Jahren erstmals wieder aufeinandertreffen, ist Prandellis Idee zu verdanken, die Länder des Papstes zu seinen Ehren spielen zu lassen. Vielleicht sogar mit Pontifex auf der Tribüne.