War es Zufall, dass die erste Bahn des neuen Rasens in der Frankfurter WM-Arena am Dienstag um fünf vor zwölf ausgerollt wurde? Oder war es ein Hinweis, dass die Eintracht nach ihrem Katastrophen-Start in die Fußball-Bundesliga bereits richtig aufpassen muss, dass nicht zumindest ein Großteil der Saison zur Katastrophe wird?
Trainer Armin Veh hat sich inzwischen das 1:6 in Berlin noch einmal genau angeschaut. Es wurde zu gefällig gespielt, die Eintracht-Profis waren zu weit weg von ihren Gegnern, manchmal sogar bei eigener Überzahl. "Die einfachen Dinge, die halt notwendig sind", hätten diesmal gefehlt, lautete seine Analyse. Vielleicht sei es ein Fehler gewesen, in der Vorbereitung keinen Gegner zu haben, der die Mannschaft defensiv richtig gefordert hätte. Auch Pokalgegner FV Illertissen sei zu schwach gewesen, um aus dieser Partie echte Erkenntnisse zu gewinnen.
Über das klare Ergebnis konnte Veh auch am Dienstag nur den Kopf schütteln: "Eigentlich war es ein enges Spiel. Wir hatten mehr Ballbesitz, hatten mehr Zweikämpfe gewonnen - aber halt die entscheidenden nicht."
Es wäre gut, wenn die Mannschaft nach dieser Pleite gleich die Chance der Wiedergutmachung hätte. Aber am Samstag kommen ausgerechnet die Münchner Bayern an den Main. "Und normalerweise gewinnst du gegen die nicht." Selbst Dortmund und Schalke seien ein deutliches Stück hinter dem Rekordmeister einzuordnen.
Große personelle Änderungen wird der Coach voraussichtlich nicht vornehmen: "Zu viel Rotation bringt in dieser Phase nichts, wir müssen erst einmal unseren Rhythmus finden."
Allerdings könnte er gezwungen sein, seine Innenverteidigung anders zu besetzen. Denn beim gestrigen Training fehlte nicht nur Pirmin Schwegler, der sich mit der Schweizer Mannschaft auf die Partie gegen Brasilien vorbereitete, sondern auch Carlos Zambrano. Der Peruaner klagte erneut über Magenbeschwerden, die ihn bereits in der vergangenen Woche zwei Tage lang vom Training abgehalten hatte.
Sperre für Zambrano?
"Er hat eine Darmgrippe", sagte der Trainer, Zambrano liege zu Hause im Bett. Ein ganz normaler Vorgang, doch in einer Länderspielwoche sind die Regeln manchmal anders. Aus Zambranos Krankheit könnte sich jedenfalls ein handfester Krach mit Folgen entwickeln. Perus Fußball-Verband wollte, so die Informationen dieser Zeitung, dass Zambrano trotz Krankheit zum Länderspiel Perus am Mittwoch nach Seoul in Südkorea anreist. Der Spieler aber ist zu Hause geblieben, auf Anraten der Ärzte, abgesichert durch ein Attest. Erkennen die Peruaner das Attest nicht an und bleiben stur, könnten sie den Spieler über die Fifa wegen Nichterfüllung der Abstellungsfrist fürs nächste Pflichtspiel bei seinem Arbeitgeber, also fürs Spiel gegen die Bayern am Samstag, sperren lassen. Daraus würde sich ziemlich sicher ein Rechtsstreit entwickeln. Und so hofft die Eintracht auf eine gütliche Regelung.
Immerhin absolvierte Bamba Anderson nach seiner Kniereizung wieder das volle Programm. Allerdings kassierte der Brasilianer auch einen ordentlichen Anschiss von Veh, der sich über die laxe Einstellung des Profis geärgert hatte.
Insgesamt war der Trainer jedoch zufrieden mit seiner Truppe: "Ich habe ihnen gesagt, dass sie die im Training gezeigte Aggressivität aber auch im Spiel zeigen müssen." München, Aserbaidschan, Braunschweig: Da darf nicht alles in die Hose gehen, wenn man sich noch etwas Selbstvertrauen bewahren will. Sonst könnten sich Dinge in den Köpfen der Spieler einschleichen, die der Trainer auf keinen Fall will. Weshalb er vorsichtig sagt: "Ich habe Respekt vor diesem Programm."
Eine System-Diskussion hält er nicht für angebracht: "Ich schaue jeden Tag im Training genau hin und entscheide dann." Unsinnig sei es sogar, jetzt darüber nachzudenken, statt eines Stürmers lieber einen Innenverteidiger zu verpflichten: "Das wäre völlig konzeptlos. Und ich habe ein Konzept."
Sorgen um Dietmar Roth
Ex-Profi Dietmar Roth, der vor rund zwei Wochen einen Schlaganfall erlitten hatte und zweimal am Gehirn operiert werden musste, liegt weiter in einer Heidelberger Spezialklinik. Die ihn behandelnden Ärzte befürchten inzwischen, dass der 49-Jährige einseitig gelähmt bleiben wird.